Am 14. Oktober 2024 fand in Scheßlitz, Demmelsdorf und Zeckendorf die feierliche Verlegung von 32 Stolpersteinen statt – ein bedeutsames Ereignis, das an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Das Projekt, unter dem Namen „ZeDeSch“ (Zeckendorf, Demmelsdorf, Scheßlitz), brachte die Stadt mit ihren Ortsteilen sowie die Mittelschule Scheßlitz zusammen, um ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus und für ein friedliches Miteinander zu setzen.

Für die Mittelschule Scheßlitz, die sich intensiv an der Vorbereitung und Durchführung beteiligte, war dies der Abschluss ihres Jahresprojektes „Einander verstehen lernen: Gemeinsam gegen Antisemitismus“. Dabei verlegte die Schule fünf Stolpersteine: Vier in Scheßlitz für die Familie Hausmann – Semi (Vater), Kathie (Mutter), Berthold (großer Sohn) und Ludwig (kleiner Sohn) – sowie einen in Zeckendorf für Salomon Hausmann, einen Verwandten der Familie.

Der Künstler Gunter Demnig, Initiator des Stolperstein-Projekts, verlegte die Gedenksteine persönlich. Diese kleinen Messingtafeln, die vor den ehemaligen Wohnhäusern der Opfer verlegt werden, tragen deren Namen und erinnern an ihr Schicksal. Stolpersteine sind das größte dezentrale Mahnmal der Welt und halten in ganz Europa die Erinnerung an jene wach, die im Holocaust ermordet, vertrieben oder deportiert wurden.

Die Stolpersteinverlegung wurde maßgeblich durch Maria Becker, einem Mitglied der jüdischen Gemeinschaft, zusammen mit der Volkshochschule Bamberg Land und Joachim Schön initiiert.

Ein engagiertes Jahresprojekt

Die Verlegung der Stolpersteine markierte den Höhepunkt eines langen Vorbereitungsprozesses. Bereits im letzten Schuljahr hatte die Mittelschule Scheßlitz zahlreiche Projekte zur Auseinandersetzung mit der jüdischen Kultur und Geschichte organisiert. Dies wurde wesentlich durch Maria Becker ermöglicht, die unter anderem durch umfangreiche Archivarbeit, Fortbildungen für Lehrkräfte, Biografiearbeit mit allen Schülern zur Familie Hausmann, das Erstellen eines Erkundungspfads und kreative Aktionen wie das Basteln von Mesusot, die Schule unterstützte.

Ein würdiger Abschluss

Nach der Verlegung endete der Tag mit einem feierlichen Empfang an der Mittelschule Scheßlitz. Die Gäste konnten bei traditionellen jüdischen Berchesbroten und verschiedenen Aktionen – wie dem Verkauf von Honig, dem Knüpfen von Freundschaftsbändern, Mandala-Malen, Origami und Wimpel-Bemalen – miteinander ins Gespräch kommen.

Zahlreiche Redner würdigten das Engagement der Beteiligten. Zu den Sprechern zählten unter anderem der Antisemitismusbeauftragte der bayerischen Staatsregierung Dr. Ludwig Spaenle, Landrat Johann Kalb, Landtagsabgeordneter Holger Dremel, Bürgermeister Roland Kauper und Schulleiterin Cornelia Heid. Auch die Projektinitiatorinnen Julia Fliege und Theresa Bayer, die das Projekt an der Mittelschule maßgebend gestalteten, kamen zu Wort.

Symbolik von Apfel und Honig

Ein weiterer besonderer Moment der Veranstaltung war die Einweihung einer festlich geschmückten Sukka im Pausenhof der Schule, die an das jüdische Laubhüttenfest erinnert. Diese Laubhütte wurde zusammen mit Schülern und dem Zimmerer Hubert Heimann gebaut. Auch ein Apfelbaum wurde gepflanzt – ein Symbol für Erneuerung und Leben. Der Apfel und der Honig, die in der jüdischen Tradition für ein gutes, süßes Jahr stehen, verwiesen auf den Wunsch nach einem friedlichen Miteinander und einem respektvollen Umgang mit der Vergangenheit.

Erinnern und wachsam bleiben

Die Stolpersteinverlegung in Scheßlitz, Demmelsdorf und Zeckendorf war mehr als nur eine Gedenkveranstaltung. Sie diente dazu, das Bewusstsein für die Schrecken der Vergangenheit wachzuhalten und die Bedeutung des gemeinsamen Engagements gegen Antisemitismus zu unterstreichen. Dank der intensiven Arbeit der vielen Beteiligten setzt das Projekt „Einander verstehen lernen: Gemeinsam gegen Antisemitismus“ ein starkes Zeichen für Toleranz, Respekt und Erinnerung.